von Rechtsanwalt Stefan Rieger, Frankfurt am Main
Steigende Benzinpreise, teure Rohstoffe, internationale Konkurrenz, Qualitätsprobleme, sich verschiebende Absatzmärkte, Rabattschlachten und verunsicherte Kunden, die Neuanschaffungen aktuell generell lieber verschieben. Kurz gesagt, die deutsche Automobilindustrie tendiert, bis auf den Branchenprimus Porsche, so stark in Richtung nachhaltige Krise, dass man sich ernsthaft sorgen machen muss. Denn die Eingangs exemplarisch aufgezeigten Gründe der Krise werden sich weiter verschärfen. Die Rohölpreise werden ebenso weiter steigen, wie zum Beispiel die Preise für Rohstoffe wie Metall. Auch wird der internationale Druck weiter zunehmen. Zu nennen wäre da unter anderem Toyota. Qualitätsprobleme und Rückrufaktionen, wie bei deutschen Automobilherstellern mittlerweile üblich, sind diesem Hersteller fast wesensfremd. Preisnachlässe auf fabrikneue deutsche Fahrzeuge von bis zu über 20 Prozent tun ihr übriges.
Schon jetzt warnt Pischetsrieder: “Wenn wir den aktuellen Trend nicht umkehren, wird es in Europa in 50 Jahren keine Autoindustrie mehr geben“ Diese Aussage ist im Kern richtig. Nur wird es wirklich so lange dauern? Im Jahre 2015 werden bis zu 50 Prozent aller Konsumenten mit mittleren Einkommen weltweit, mithin potenzielle Autokäufer, in China leben. Nur was gilt es zu unternehmen? Zu unterscheiden gilt es insofern Herstellung und Vertrieb. Eine Produktion an globalen „Billig-Produktionsstandorten“ wie zum Beispiel China wird unumgänglich werden, was jedoch mit einer erheblichen Qualitätssteigerung wird einhergehen müssen. Zukunftslösungen, wie zum Beispiel die Brennstoffzelle als Technik der Zukunft, müssen konsequenter verfolgt werden. Technische Novationen dürfen keinesfalls weiter verschlafen werden. Man denke nur an die deutsche Automobilindustrie und die Entwicklung und den Einsatz von Feinstaubfi1tern. Wenn solche Verfehlungen nicht Arbeitsplatzverluste und gesamtwirtschaftliche Einbußen nach sich zögen, so könnte man wenigstens herzhaft darüber lachen.
Auch ist eine weitere Globalisierung mit entsprechender Fokussierung auf das Kerngeschäft, dringend erforderlich. Wie es nicht funktioniert, respektive es nicht umgesetzt werden sollte, hat ein Stuttgarter Automobilkonzern bereits hinreichend gezeigt. Nachahmungen werden aus monetären Gründen und im Hinblick auf die aktuell sowieso nicht gerade guten Aktienkurse der Automobilhersteller nicht empfohlen.
Auch die Vertriebsschiene muss revolutioniert werden.
Es kann nicht sein, dass es in jedem zweiten Ort einen VW- oder sonstigen Händler gibt. Auch kann es nicht sein, dass ein Händler nur eine Marke vertreibt. Aktuell gilt es Autohäuser verschiedener Marken zu fusionieren und zu zentralisieren. Nur so hat man wirtschaftlich eine Chance. Bis dato fehlt es jedoch in der Branche an Einsicht und einer abgestimmten Vorgehensweise. Stattdessen wird seelenruhig zugesehen, wie ein Autohaus nach dem anderen in die Insolvenz gerät, respektive liquidiert wird und dies oft in der unbegründeten Hoffnung. dass es einem selbst hoffentlich nicht erwischt. Schade ist jedoch oft nur, dass auch insofern die eigene wirtschaftliche Schieflage oft viel zu spät bewusst wahr genommen wird. Die Konsequenz daraus ist dann meistens nicht nur der wirtschaftliche Niedergang des Autohauses, sondern darüber hinaus auch oft der persönliche wirtschaftliche Niedergang des Inhabers.